2. und letzter Teil der Geschichte

CLOU-FREUNDE

Geschrieben von Joe am 13. Januar 2014 15:46:15:

Als Antwort auf: Vorderbremse am Iveco geschrieben von Joe am 09. Januar 2014 22:22:01:

So, jetzt ist übermorgen vorbei. Ich habe fast alle Schrauben in den notwendigen Festigkeitsklassen bekommen. Nur die beiden Sechskant M12x1,5x75 12.9 mit Schaft (DIN960) sind überhaupt nicht zu bekommen, weder hier noch woanders. Auch diverse Internetquellen zucken mit den Schultern. Alternativen sind M12x1,5x70 12.9 DIN 912 oder als x80. Aber eben nicht als x75. Gegen Inbus hätte ich nichts, die sind nicht schlechter. Aber x70 ist definitiv zu kurz und x80 steht mir hinten zu weit raus. Und sägen will ich jetzt auch nicht an einer 12.9. Also werden hier die „alten“ ordentlich sauber gemacht und kommen wieder rein. Heiss hatte ich sie ja nicht gemacht, und mit dem Aufdrehen war es ja auch kein Problem.

Die nächsten Schwierigkeiten

Allerdings ist der vorher so hochgelobte Ersatzteilladen für die Bremsdichtungen (und Kolben) erheblich im Lieferverzug. Ein Anruf dort förderte erhebliche Missstände zu Tage: Paypal-Zahlung nicht der Bestellung zugeordnet (Softwarebug welchen ich unabsichtlich ausgelöst habe), Ware verkauft welche nicht auf Lager ist, man hat sich erst gekümmert, nachdem der Kunde reklamiert. Schade, guter Eindruck erstmal zum Teufel. Aber, das muss man auch sagen, kompetente, ehrliche Leute dort, welche klar und ohne Schnörkel auch die eigenen Missstände kommunizieren und sich nicht mit fadenscheinigen Ausreden aufhalten. Sie bemühen sich freundlichst die Kuh vom Eis zu bekommen. Ausserdem darf ich meine falsch bestellten 42mm Dichtsätze zurückgeben. Für diese Leistung dann doch noch „Hut ab“. Jetzt muss ich aber noch warten....

Weiter geht’s, früher als erwartet

So, inzwischen ist wenigstens ein Dichtsatz gekommen, nur einen Tag nach dem Telefonat. Zumindest wird dort ordentlich reagiert, das lässt den Fehler schon fast verzeihen. Also kann ich jetzt den Bremssattel wieder zusammensetzen.

Zuerst wische ich die mit Vasiline geschützten Töpfchen ordentlich aus und ziehe den Dichtring ein, dann wische ich nochmal aus, um die Vasiline loszuwerden, welch durch den Dichtring aus der Nut gedrückt wurde. Als nächstes werden die neuen Kolben gründlichst gereinigt. Damit die nicht korrodieren sind die nämlich gewachst, und dieses Wachs ist das Gegenteil eines Gleitmittels, es ist wie Klebstoff und würde mit dem Dichtring verkleben. Die Folge wären in Kürze festsitzende Kolben. Dann werden die Laufflächen Kolben gründlich und gleichmässig mit Bremsenfett eingerieben. Mitten dem fettigen Finger fahre ich dann noch über die Innenflächen der vorhin eingezogen Dichtringe. Ich verwende für alle 4 Kolben zusammen etwa die Hälfte des mitgelieferten Fettes, das reicht. Anschliessend werden die Kolben in die Töpfchen gedrückt, das geht Anfangs recht schwer, flutscht dann aber recht gut. Es sollten die Kolben aber keinesfalls verkanntet werden. Ein Einklopfen der Zylinder verbietet sich hoffentlich von selbst, die Laufflächen sowohl der Töpfchen als auch der Kolben sind recht empfindlich. Sind die Kolben ganz drin, werden sie wieder soweit herausgezogen, bis die Oberkante der Lauffläche mit dem oberen Ende des Töpfchens fluchten, dann wird überschüssiges Bremsfett abgewischt. Jetzt kommt noch die Staubschutzkappe drauf und nach dem zurück drücken der Kolben ist dieser Teil der Arbeit erledigt.

Nach der nächsten Pause

Jetzt kommen die beiden Sattelhälften wieder zusammen. Dabei sind für die Kanäle die beiden kleinen Dichtringe auf keinen Fall zu vergessen. Die Schrauben fette ich ausschließlich am Schaft mit ein wenig von dem restlichen Bremsenfett. Keinesfalls das Gewinde oder den Schraubenkopf von unten fetten, das sind die Reibflächen, welche die Schraubverbindung fixieren. Das Fett am Schaft ist nur Korrosionsschutz, damit die Schraube im Kanal nicht anrostet. Erst werden alle Schrauben mit 10Nm fixiert und er Bremssattel an den beiden Verbindungsstellen mit einem kleinen Hammer abgeklopft, damit sich verbleibende Spannungen abbauen, dann wird mit 40 Nm angezogen. Zum Schluss werden die kleineren Schrauben 60Nm und die größeren mit 130Nm gespannt. Als ich die Anzugswerte gesucht habe bin ich darüber gestolpert, dass genau diese Bremse auch bei Mercedes verbaut wurde, und dort gibt es mit einer Teilenummer (0004214791) einen Flachfedersatz mit dem passenden originalen Stift (komplett für 2 Bremssättel). Das ist mir
erheblich sympathischer als meine Bastellösung und die 17 Euro sind schnell investiert.

Als nächstes kommt jetzt die neue Bremsscheibe drauf. Vorher entfette ich aber die Nabe auf der Auflagefläche vorne bis ganz hinter. Als Korrosionsschutz wird die Nabe hinter der Passung bis ganz hinten mit Alu-Spray (99,5%) dünn besprüht. Die Passung wird danach nochmal gründlich abgerieben und mit 150er Korn kurz von Hand übergeschliffen. Die Bremsscheibe wird innen an der Passung mit Bremsenreiniger ausgewischt, sowie die hintere (innere) Lauffläche von der Schutzschicht befreit. Jetzt wird die Bremsscheibe auf die Nabe gesteckt und mit den Schrauben samt Federringen angezogen. Ich beginne immer Überkreuz mit erst 15, dann 40, 80 und final mit 110Nm (Sollwert ist 104,5 ±28) festzuziehen. Da die Scheibe sich aber auf der Nabe mit drehen will, klemme ich die mit dem Brecheisen fest. Dann dreht sich nur noch die Schraube.

Damit das auch so schön bleibt wird jetzt alles (mit Ausnahme des Radlagerkerns, der Bolzen für die Felgen und der Bremsfläche) nochmal mit Aluspray dünn beschichtet. Zuletzt kommt jetzt hier der innen und aussen neu lackierte Lagerdeckel mit neuen Edelstahlschrauben drauf, allerdings wird am Lager vorher noch alles erreichbare alte Fett raus gewischt und dann mit frischem Fett gefüllt. Der Deckel bekommt an der inneren Auflagefläche noch eine sehr dünne Dekalin-Schicht zum dichten, da die originale Papierdichtung nicht überlebt hat.

Es folgt jetzt der Knickschutz der Bremsleitung. Der alte ist kaputt und dieser Halter ist insgesamt sowieso eine blöde Konstruktion (meiner Meinung nach). Ich rüste um auf Knickschutzfedern (2,55 €/Stk), 13 mm Durchmesser und 200mm lang, schwarz vernickelt. Die drehe ich „einfach“ unten über den Nippel auf den Schlauch. Das ist am Anfang und am Ende je 3 Windungen lang etwas zickig, aber mit Nachdruck geht das.

Dann kommt der Bremsschlauch wieder an den Sattel. Immer schön den Sattel mit drehen, damit der Schlauch keinen Schaden nimmt. Zuletzt dann die beiden ungleichen Schrauben um den Bremssattel anzuschrauben und jede mit 162Nm festziehen.

Es werden noch die Bremsbeläge hinten großzügig mit Kupferspray behandelt, und an den metallenen Kanten auch, dann kommen die an den vorgesehen Platz (geht jetzt ganz leicht), der mit dem Abnutzungssensor kommt nach innen.

Und wieder ist warten angesagt, den die neue Bremsfeder und der Stift sind noch im Zulauf.

Finale

Endlich sind sie da, die letzten Teile der Bremse. Erster kleiner Schreck, das sind ja ATE-Teile, statt Perrot. Teile nebeneinander gelegt, sind sie aber absolut identisch, nur in neu eben. Also flugs raus und eingebaut. Dabei kommt das Kabel des Verschleißsensors durch das untere Loch der Feder, dann reibt und klemmt da nichts. Ein Kabelbinder (hier aus Edelstahl) fixiert das Kabel noch an dem Bremssattel. Alles passt wie angegossen. Jetzt noch die Bremse entlüften (1 Nippel innen, 2 Nippel aussen). Reifen drauf, und runter vom Bock.

Und weiter geht’s auf der anderen Seite zwinker


Da mache ich auch dann die Fotos und die "richtige" Anleitung ohne Prosa.



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